Die vom Künstlerhaus Berlin im Mai 2001 begonnene Reihe der
musikalischen Lesungen zum dichterischen Werk von Rainer Maria Rilke
wird am Samstag, dem 6. Oktober 2001, um 19.00 Uhr in der Akademiekirche
St. Thomas von Aquin fortgesetzt unter dem Titel: "Denn Armut
ist ein großer Glanz aus Innen ..."
Der Schauspieler Karl-Heinz Barthelmeus liest aus den "Christusvisionen",
aus dem "Stundenbuch" und aus "Geschichten vom
Lieben Gott". Dazu spielt der Kirchenmusiker Ingo Schulz
auf der Orgel die "Messe des Pauvres" von Erik Satie
und die "Erste Etude für Orgel - Harmonies" von
György Ligeti.
Rilkes "Christusvisionen" rücken ab von sentimentaler
Idyllisierung und zeichnen das Bild des Erlösers in scharfer
Zuspitzung gesellschaftlicher Widersprüche. Sein "Stundenbuch"
verarbeitet diesen Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Wirklichkeit
und dem Absoluten und sucht eine Versöhnung. Doch erst in den
Geschichten vom Lieben Gott" wird der Künstler als
Vermittler der Widersprüche gefunden und über das Zeitliche
gehoben. Sobald der Künstler klein und arm geworden ist, ist
Platz für Gott in ihm.
Die Messe des Pauvres", die Armenmesse von Erik Satie,
geht einen ähnlichen Weg. Ständige Wiederholungen kleinster
Formen scheinen die weltliche Zeit still stehen zu lassen. Durch
minimalistische Strukturen hat sich die Komposition der Zeitlichkeit
entledigt. György Ligetis Erste Etude für Orgel"
besteht aus einem zehnstimmigen Akkord, der sich fast unmerklich
ändert. Doch erst die Kargheit der Variation öffnet den
Klang.
Ein literarisch-musikalischer Abend, in enger Zusammenarbeit
der beiden vortragenden Künstler entstanden, der - um mit
Furtwängler zu sprechen - "die Musik hinter den Notenzeichen"
erspüren soll, und den Glanz hinter den Worten ...
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