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jens reulecke
emptying

16. September bis 31. Oktober 2001
  


Jens Reulecke

geboren 1960 in Berlin, studierte von 1980 bis 1986 an der Hochschule der Künste Berlin. Seit 1988 Arbeitsaufenthalte in Nordengland, London, Schottland, Leipzig und von 1992 bis 2000 in Westafrika (Niger). Gruppen- und Einzelausstellungen seit 1979, ab 1993 auch Bühnenbilder für Tanzproduktionen. Jens Reulecke lebt und arbeitet in Berlin.

Das malerische Werk von Jens Reulecke hat sich während seines Afrikaaufenthaltes (1992-2000) um Skulpturen und Fotografie erweitert. Immer weniger geht es Reulecke darum, eine klassische Ausstellungssituation zu schaffen, er sucht vielmehr eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort der Präsentation. Der Raum wird so selbst zu einem wichtigen Teil des Werkes.

Als Ort seiner Intervention im Künstlerhaus Berlin hat Reulecke sich den Gang um die Kirche St. Thomas von Aquin ausgewählt. Sie ist das Herz der Katholischen Akademie und kommt Reuleckes Anspruch des 'emptying' als ummauerte Leere deutlich entgegen.

Reuleckes Interesse am Kargen, Klaren und Einfachen hat sich im westafrikanischen Niger noch stärker ausgeprägt, wo archaische Lebensweisen vom unmittelbar Notwendigen bestimmt sind, - ganz im Gegensatz zum Überfluß und zur Überfülle unserer westlichen Zivilisation.

Reuleckes Installation aus weißem Dünndruckpapier umfließt die Fassade der Kirche; 68 Meter wogende Faltungen, Rhythmus, Gang, Prozession. Der Kubus aus Granit ist umgeben von einem organisch bewegten Auf und Ab. Diese kontrastreiche Spannung weist hin auf die Beziehung zwischen Leere und Fülle. Die Leere, das Leerwerden und Raumschaffen sind Voraussetzung dafür, dass sich Fülle zeigen kann.

Die Fülle, durch die Faltungen beschrieben, knüpft an die Tradition der Darstellung der Madonna oder eines Heiligen an, wo das unerschöpfliche Thema `Falten' neunzig Prozent der Arbeit bestimmt und den Ton des gesamten Kunstwerkes angibt. Der Saum eines Mantels. Leere. Anwesenheit.

Die so bewegte Leere des Kirchenraumes führt zum feierlichen Ritual. Am Abend der Vernissage wie der Finissage wird der Gedanke des Rituals so als Teil des Gesamtkonzeptes von einer Liturgie und einer Tanzperformance weitergetragen.


> was bleibt