geboren 1960 in Berlin, studierte von 1980 bis 1986 an der Hochschule
der Künste Berlin. Seit 1988 Arbeitsaufenthalte in Nordengland,
London, Schottland, Leipzig und von 1992 bis 2000 in Westafrika
(Niger). Gruppen- und Einzelausstellungen seit 1979, ab 1993 auch
Bühnenbilder für Tanzproduktionen. Jens Reulecke lebt
und arbeitet in Berlin.
Das malerische Werk von Jens Reulecke hat sich während seines
Afrikaaufenthaltes (1992-2000) um Skulpturen und Fotografie erweitert.
Immer weniger geht es Reulecke darum, eine klassische Ausstellungssituation
zu schaffen, er sucht vielmehr eine intensive Auseinandersetzung
mit dem Ort der Präsentation. Der Raum wird so selbst zu einem
wichtigen Teil des Werkes.
Als Ort seiner Intervention im Künstlerhaus Berlin hat Reulecke
sich den Gang um die Kirche St. Thomas von Aquin ausgewählt.
Sie ist das Herz der Katholischen Akademie und kommt Reuleckes
Anspruch des 'emptying' als ummauerte Leere deutlich entgegen.
Reuleckes Interesse am Kargen, Klaren und Einfachen hat sich
im westafrikanischen Niger noch stärker ausgeprägt,
wo archaische Lebensweisen vom unmittelbar Notwendigen bestimmt
sind, - ganz im Gegensatz zum Überfluß und zur Überfülle
unserer westlichen Zivilisation.
Reuleckes Installation aus weißem Dünndruckpapier
umfließt die Fassade der Kirche; 68 Meter wogende Faltungen,
Rhythmus, Gang, Prozession. Der Kubus aus Granit ist umgeben von
einem organisch bewegten Auf und Ab. Diese kontrastreiche Spannung
weist hin auf die Beziehung zwischen Leere und Fülle. Die
Leere, das Leerwerden und Raumschaffen sind Voraussetzung dafür,
dass sich Fülle zeigen kann.
Die Fülle, durch die Faltungen beschrieben, knüpft
an die Tradition der Darstellung der Madonna oder eines Heiligen
an, wo das unerschöpfliche Thema `Falten' neunzig Prozent
der Arbeit bestimmt und den Ton des gesamten Kunstwerkes angibt.
Der Saum eines Mantels. Leere. Anwesenheit.
Die so bewegte Leere des Kirchenraumes führt zum feierlichen
Ritual. Am Abend der Vernissage wie der Finissage wird der Gedanke
des Rituals so als Teil des Gesamtkonzeptes von einer Liturgie
und einer Tanzperformance weitergetragen.
> was bleibt